Kurze Beschreibung der Pfarrkirche von Wiesing:
Kirchenpatrone: Hl. Martin, Bischof v. Tours (Frankreich). 316-197. (Fest:11 Nov.) und hl. Nikolaus, Bischof v. Myra (Kleinasien). Um 300. (Fest: 6. Dezember).
Geschichtliches: Um das Jahr 1000 soll dort, wo heute der Altarraum der Kirche ist, ein kleines, dem hl. Vitus geweihtes Kirchlein erbaut worden sein. 1311 - 1321 wurde eine zweite Kirche gebaut, die den hl. Martin und Nikolaus geweiht wurde. Sie stand südlich des Turmes, der noch aus dieser Zeit stammt.
Unter dem hochw. Kuraten Johann Josef Thyr wurden diese Kirchen abgetragen und die jetzige Kirche 1777 bis 1781 erbaut.
Am 17. Juli 1781 wurde sie vom Fürstbischof von Brixen (unsere Diözese Innsbruck gehörte bis zum Ende des 1. Weltkrieges zur Diözese Brixen), dem hochwürdigsten Herren Josef Graf Spaur festlich eingeweiht.
Der Baumeister unserer Pfarrkirche war Thomas Sandbichler aus Jenbach, der Stuckateur Georg Weber; die Fresken malte Matthias Rüef aus Volders, ein Schüler des bekannten Tiroler Barockmalers Martin Knoller.
Am 2. Juli 1782 wurde die neuerbaute Kirche durch die Explosion eines Pulvermagazins, das ungefähr dort stand, wo heute die Abzweigung der Achenseestraße in die Autobahn - Richtung Innsbruck - einmündet, beschädigt. Einige Reste der Mittelsäule dieses "Pulverturmes", der unter Kaiser Maximilian I. erbaut worden war, wurden beim Bau der Autobahn geborgen und stehen im Friedhof nördlich der Kirche.
Beschreibung des Kircheninneren: Auffallend ist die Höhe und die schöne proportionierte Raumwirkung. Das Langhaus wird in vier, der halbrund geschlossene Altarraum in zwei querovale Joche gegliedert, die durch schwere Wandpfeiler mit Rocaillekapitellen (Muschelwerk) geschmückt sind.
Der Hochaltar ist ein schöner Säulenaltar mit einem Altarbild von Franz Anton Zeiller aus Reutte in Tirol. Das Bild zeigt die hl. Kirchenpatrone Martin und Nikolaus, dazwischen den Namenspatron des Altarstifters, den hl. Franz von Assisi. Darüber die Skulptur der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Das Altarbild flankieren die Brixner Diözesanpatrone St. Ingenuin und St. Albuin.
Über dem Tabernakel ist in einem sehr schönen versilberten Rahmen das Bild des hl. Johannes Nepomuk, das 1750 zusammen mit einer Reliquie dieses Heiligen von Prag hier herkam.
Den linken Seitenaltar ziert ein Bild der hl. Familie mit dem hl. Johannes dem Täufer (als Kind) und der hl. Agnes vom Innsbrucker Maler Josef Leopold Strickner. Flankiert wird das Bild von den hl. Franziskus und Antonius. In der Kartusche oberhalb des Bildes das Wappen der Altarstifter, der Familie Aschauer von Achenrain (Kramsach). Darüber das Symbol des Herzens Mariä.
Der Schrein darunter enthält die Reliquien der hl. Martyrerin Laurentia. Sie stammen aus der Cyriacuskatachombe in Rom und kamen zunächst nach Freising und von dort über das Kloster Reisach (am Inn) 1811 hierher.
Der rechte Seitenaltar hat als Altarbild ein Gemälde der Schwazer Malerin Anna Moser, das den hl. Josef darstellt. Daneben die Statuen des hl. Leonhard und der hl. Notburga von Eben. In der Kartusche das Wappen der Altarstifter und größten Wohltäter beim Bau der Kirche, der Grafen Tannenberg, denen einst Rotholz gehörte. Darüber das sehr seltene Symbol des Herzens Josef. Im Schrein darunter die Reliquien eines hl. Clemens. Sie kamen 1781 aus den Callistuskatachomben von Rom hierher.
Die Deckenfresken zeigen (von vorne nach rückwärts):
Im Altarraum:
Johannes Nepomuk bittet Maria um ihre Fürsprache.
Die Verherrlichung des hl. Johannes Nepumuk.
In den Medaillons daneben die vier Evangelisten.
Im Schiff:
1. Szene aus dem Leben d. hl. Martin; daneben: Hl. Petrus u. Paulus.
2. Sinnbildliche Darstellung des Sieges des Glaubens über die Irrlehren;
daneben: Hl. Papst Gregor u.d. hl. Ambrosius.
3. Der hl. Martin lässt Götzenbilder zerstören;
daneben die zwei weiteren abendländischen Kirchenväter
Augustinus u. Hieronymus.
4. Über der Orgelempore: Der hl. Johannes v. Matha kauft
Christensklaven frei; daneben hl. Notburga und hl. Isidor.
Wandfresken: Maria Verkündigung im Altarraum und Kreuzigung an d. Südwand.
Kanzel mit den vier Evangelistensymbolen und Gerichtsengel am Schalldeckel.
Unter dem nördl. Mittelfenster hängt ein sehr eindrucksvolles Kreuz.
Unter der Doppelempore die Statuen der zwei hl. Martyrer Paulus und Johannes, deren Gedächtnis am 26.Juni gefeiert wird. Sie gelten als Patrone gegen Unwetter und werden in Tirol die "Wetterherren" genannt.
Die Kirchenfenster sind recht gute Arbeiten der sogenannten Nazarenerschule. Sie passen aber, laut Aussage der Fachleute, nicht zum Rokokostil der Kirche.
Im Vorraum hängt eine Tafel mit der Nikolauslegende (Um 1750).
Über dem Haupteingang steht in einer Nische unter dem geschweiften Giebel der Hauptfront eine überlebensgroße Statue des hl. Martin.
Und nun einige Maße der Kirche: Höhe des Turmes: etwas über 70 m. Innenmaße: Höhe: 15,75 m, Länge: 30,50 m, Breite: 11,50 m.
Die bestens gelungene Innenrenovierung unserer schönen Wiesinger Pfarrkirche erfolgte in den Jahren 1999/2000.
Und nun gönnen Sie sich einige Minuten der Besinnung in unserer Pfarrkirche. Sie ist eine Stätte des Gebetes.
Vielleicht könnten Sie auch ein kleines Opfer zur Erhaltung unserer Kirche in den Opferstock (der aus dem Jahre 1753 stammt) geben.
„Vergelt’s Gott“
Pfarrer und Pfarrgemeinderat von Wiesing.